Streicher: Die Katze im Sack

14,98
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Dieses Buch ist ein MUSS für jeden Katzenhalter und solche, die es werden wollen Kaum einer weiß, wie es um die Gesundheit deutscher Katzen bestellt ist. Sie werden in diesem Buch erschreckende Wahrheiten lesen, die die Katzenwelt in einem anderen Licht erscheinen lassen. Aber nicht die Katzen an sich sind an dem Dilemma schuld, sondern der Mensch. Wir müssen erkennen, dass durch Unwissen, Dummheit, Ignoranz oder aus reinem Profitstreben täglich in Deutschland unzählige Katzen ihr Leben lassen. Viele davon wären zu retten gewesen, wenn bereits im Vorfeld einige Dinge beachtet worden wären. Wo kommen süße, kleine Katzenbabys überhaupt her? Wie können Sie im Vorfeld eine gesunde Katze erkennen? Welche Erkrankungen gibt es? Wie sehen diese aus? Wie oft kommen sie vor? Woher holt man sich am besten eine Katze? Was kostet eine Katze? Welche Katzen sind die gesündesten? Bekommt jeder, der eine Katze möchte, auch eine? Was ist überhaupt ein Züchter? Sind Tierheimkatzen tatsächlich kränker als teure Rassekatzen? Ganze Heerscharen an Anwälten und Gutachtern werden mittlerweile mit den Streitigkeiten zwischen Katzenverkäufer und Käufer beschäftigt, und alle leben gut davon. Nur nicht die Katzen. Tauchen Sie ein in die undurchsichtige Welt der Katzenzüchter, der infektiösen Katzenkrankheiten und den täglichen Kampf des Tierarztes gegen Rechtsanwälte und kranke Katzen. Wie schon in seinem ersten Buch, Die Katze und ihr Doktor, nimmt Dr. Michael Streicher auch diesmal kein Blatt vor den Mund. Die Wahrheit muss auf den Tisch und die Katze aus dem Sack. Viel Spaß beim Lesen, auch wenn es manchmal nicht spaßig ist.

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Dr. med. vet. Michael Streicher, Jahrgang 1973, gehört zu den wenigen Spezialisten in Deutschland, die sich ausschließlich dem Wohle der Katze verschrieben haben. Er ist Autor zahlreicher Publikationen zum Thema Katzenkrankheiten und Inhaber der Katzen-Praxis bei Frankfurt, wo er mit seinem Team Tiermedizin ausschließlich für die Katze betreibt.

 

Michael Streicher: Die Katze im Sack - Der Weg zu einer gesunden Katze 230 S., Broschur, € 14,98 ISBN 978-3-86992-051-1

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Leseprobe:

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Die Katze und der Mensch an sich

 

Die Katze zählt zu den wenigen Haustieren, wenn nicht sogar zu dem einzigen Haustier überhaupt, an welches keine Ansprüche gestellt werden. Manche Katzenhalter sind bereits froh, wenn die eigene Katze nicht kratzt, beißt oder zumindest regelmäßig die Katzentoilette benutzt. Dass man alle drei Jahre neue Tapeten braucht, und auch das Sofa bereits nach einigen Wochen Federn lässt, ist zu verzeihen. Was würde man mit seinem Hund machen, der plötzlich während des Streichelns zubeißt und seine Krallen an der eigenen Hand schärft? Oder der von seinem Spaziergang ein Kaninchen mitbringt, das in Todesangst und stark blutend durch die Wohnung gejagt wird? Warum darf das die Katze? Oder besser gefragt: Warum lässt sich die Katze das nicht verbieten? Oder noch besser gefragt: Warum lassen wir uns das gefallen? Wenn der Nachbar nicht rechtzeitig seinen Schnee vom Gehweg fegt, wird er beschimpft und verklagt. Wenn der millionenschwere Fußballstürmer über Wochen nicht das Tor trifft, erhält er Drohungen, dass er um Leib und Leben fürchten muss. Wehe, ein Kind schreit im Restaurant. Direkt fühlen sich viele berufen, ihre eigenen Erziehungsmethoden zum Besten zu geben. Wenn aber die Katze auf den Teppich kotzt, und das macht sie gerne und fast nie auf die Fliesen, dann nehmen wir das stillschweigend hin. Ein Hund dagegen, den man während des Brechvorganges erkennt, wird am Nackenfell vom teuren Flokati gezerrt. Versuchen Sie das mal mit Ihrer Katze. Eine Katze, die Sie von einer für Sie ungünstigen Brechstelle verscheuchen möchten, wird sich eine noch viel ungünstigere aussuchen. Ein Beispiel: Sie sehen, nein, Sie hören, wie Ihre Katze den Brechvorgang einleitet. Das ist nicht zu überhören. Warum die Katze sich nicht einfach still und leise in einen Raum verdrückt, um sich dort ihres Mageninhaltes zu entledigen, hat sie noch keinem verraten. Sie hören also, wie Ihre Katze zum Brechen ansetzt. Sie rennen auf direktestem Wege zu ihr, schubsen sie noch im Würgevorgang vom Sofa, woraufhin sie sich mit einem Satz – das Würgen wurde kurz unterbrochen – auf den Schreibtisch mit den Unterlagen für die Einkommensteuererklärung rettet. Ihr Steuersachbearbeiter im Finanzamt wird sich zwar über die verschmierten Einträge in den Formularen wundern, aber dass der Fleck direkt über der Unterschrift von Gallensäuren herrührt, und die Kruste an den Einkünften aus nichtselbständiger Arbeit eingetrockneter Thunfisch ist, kann er nicht ahnen. Vielleicht riechen. Also, Schwamm drüber, es ist ja eine Katze. Das Zusammenleben zwischen Mensch und Katze ist also etwas ganz Besonderes.

Sie laden Freunde ein. Sie haben sich große Mühe mit der Tischdekoration gemacht und etwas Außergewöhnliches gekocht. Kaum haben Sie das Essen serviert, verziehen die Eingeladenen das Gesicht und rühren keinen Bissen mehr an. Warum muss die Katze aber auch ihren mit Kot verschmierten hintern direkt über die Tischdecke ziehen?

Sie stellen Ihrer Katze das Futter hin. Will sie nicht. Aber das hat sie doch jetzt die letzten Jahre so gerne gegessen. Kaufen Sie halt ein anderes. Nicht das billigste Futter, schon etwas Höherpreisiges. Will sie nicht. Ist sie etwa krank? Sie spielt, sie schnurrt, sie faucht, sie kratzt, der Toilettengang ist auch in Ordnung … Das nächste Futter. Vielleicht mag sie lieber Trockenfutter? Fehlanzeige. Das gibt es doch gar nicht. Irgendwann stehen dann siebzehn geöffnete Dosen vor Ihrer Katze. Und was macht sie? Geht an die giftige Orchidee im Wohnzimmer, kaut das Blatt ab, übergibt sich auf die Fernsehzeitung und verlangt das von ihr seit Jahren geliebte Katzenfutter. Und Sie sind froh und freuen sich.

Ich erinnere mich an eine Katze, die mit der besorgten Katzenhalterin in die Sprechstunde kam, weil die Katze schon seit Tagen keine Nahrung mehr anrührte. Nichts! Kein Essen, kein Trinken. Aber es ging ihr gut. Die Untersuchung ergab keine von der Norm abweichenden Befunde, sodass wir abwarten wollten. Nach drei Tagen saß die Katze wieder auf dem Behandlungstisch. Immer noch nichts. Weder das seit Jahren favorisierte Nassfutter, noch die trockene Variante, kein Hühnchen, Hühnerleber oder Tartar. Seltsamerweise zeigte die Waage eine Gewichtszunahme von 250 Gramm. In drei Tagen! Es ging ihr weiterhin blendend. Wo kamen nun die 250 Gramm her? Katzen können viele verrückte Dinge anstellen, aber aus Luft und Liebe Kalorien zu produzieren, das gelingt auch ihnen nicht. Wassereinlagerungen aufgrund eines Herzproblems? Eine Schilddrüsenunterfunktion? Ein schnell wachsender Tumor? Letztendlich war es der neue Nachbar im Nebenhaus, der dieser ausgehungert erscheinenden, umherstreunenden, heimatlosen, untergewichtigen, ungeliebten und von aller Welt benachteiligten Katze täglich das Beste vom Besten auf seiner Terrasse servierte. Hätte er sie auch noch ins Haus gelassen, sie wäre dort komplett eingezogen. So sind Katzen.

Auch wenn Katzen kaum unseren Schutz bedürfen, so versuchen wir doch alles, um ihnen das Leben leichter und schöner zu machen. Sei es die Dose mit wenigen Gramm Futter darin und der Petersilie obenauf, oder der extragroße Kratzbaum mit der besonders flauschigen Wohlfühlhöhle. Oft werden wir aber von der Katze enttäuscht. Während das mit Grünzeug dekorierte Premiumfutter missachtet wird, zerkaut die Katze den seit Generationen gehegten und gepflegten Bonsaibaum und legt sich anschließend in den Korb mit der Schmutzwäsche. Es ist zum Verzweifeln. Katzenhalter müssen eine ganz besondere Eigenschaft aufweisen, die sie von anderen Tierfreunden deutlich unterscheidet: Toleranz und Selbstironie. Wer nicht über sich selbst lachen kann, wenn seine Katze ihm nachts den kotverschmierten Hintern ins Gesicht drückt, oder er früh morgens barfuß auf die Leber einer in der Nacht auf dem Teppich verblichenen Maus tritt, wird nicht lange Freude an seiner Katze haben. Bei einem Hund würden wir das nicht durchgehen lassen.

Das Verhältnis zwischen Mensch und Katze ist also ein Besonderes. Menschen, die noch keinen Kontakt zu Katzen hatten, können darüber nur verwundert mit dem Kopf schütteln.

Auch die Dekorationsfreude vieler Katzenhalter kennt in den eigenen vier Wänden keine Grenzen. Vom Wasserverdunster an der Heizung in Katzenform, über Katzenkopf-Salzstreuer, Fußmatte und Klopapierhalter mit Pfotenmuster, hin zu Kissen, Lampenschirmen und Tapeten mit Katzenmotiven. Ein echter Katzenfan lebt in einer Katzenwelt.

Umso erschreckender ist es, wie wenig Zeit man sich bei der Katzenauswahl lässt, und wie wenig über mögliche infektiöse Erkrankungen bekannt ist. Mit acht Millionen Katzen in Deutschland ist die Katze zum Trendtier geworden. Sie ist jederzeit, in jedem Alter, in jeder Farbe und in jedem Gewicht erhältlich. Und natürlich mit jeder Erkrankung. Die Katze zählt nicht nur zu dem mit Abstand beliebtesten Haustier, sondern auch zum kränksten. Da kaum ernsthafte, auf den Menschen übertragbare Erkrankungen vorkommen, steht die Gesundheit bei der Katzenauswahl nicht im Vordergrund. Wenn aber dann der Dauerdurchfall oder der Rund-um-die-Uhr-Schnupfen nicht nur für die Katze lästig wird, hätte man sich gewünscht, dieses Buch gelesen zu haben.

 

Die Katzensuche

 

Woher nehmen und nicht stehlen? In vielen Fällen suchen sich Katzen ihr Zuhause selber aus. Eines Morgens steht dann plötzlich eine Katze bei Ihnen auf der Terrasse und geht nicht mehr weg. „Die darf aber nicht rein zu uns.“ So sagt der Herr des Hauses. „Ja Schatz.“ So sagt die Frau. Spätestens zwei Wochen später liegt die Katze auf dem Sofa. „Ins Bett darf sie aber nicht.“ So sagt der Mann. „Ja Schatz“ ….. Sie wissen, worauf es hinausläuft? Wer allerdings im dritten Stock wohnt, hat keine guten Erfolgsaussichten, auf eine Katze vor seiner Tür zu hoffen. Man könnte sich eine Katze von der Straße wegfangen. Da sich Katzen aber ungern wegfangen lassen, es auch noch zudem nicht erlaubt ist, und Sie vermutlich während des Fangaktes schwerwiegende Verletzungen davontragen würden, sollte man auch diesen Gedanken verwerfen. Zu unserem großen Glück gibt es aber das Internet. Was würden wir ohne nur tun? Geben Sie ein: „Suche Katze“. Dort finden Sie Gleichgesinnte. Oder jemanden, der eine Katze als Weihnachtsgeschenk für seine kleine Tochter sucht. Auch Deckkater werden angeboten, um das knappe Katzenangebot in Deutschland etwas zu entlasten. Jetzt beginnt für einen klar denkenden Menschen aber das eigentliche Problem. Wer bietet da seine Katze an? Und warum? Kann ich mich auf die wesentlichen Merkmale wie Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand der Katze verlassen? Was ist, wenn nicht? Was kostet denn überhaupt eine Katze? Nicht, dass man zu viel für die Katze bezahlt! Ist der Wert einer Katze zu berechnen? Möchte ich eine Katze vom Züchter? Was ist denn überhaupt ein Züchter? Was mache ich, wenn die Katze mich oder meine andere Katze nicht mag oder mir die ganze Wohnung verwüstet? Oder gehe ich lieber ins Tierheim und tue ein gutes Werk, indem ich dort ein armes Kätzchen raushole? Wie sieht es mit Tierschutzvereinen aus?

Irgendwo bekommen Sie sicherlich schon eine Katze her und mir als Tierarzt ist es egal, ob es ein Cat-World-Champion mit einem Wert von 300.000 Euro ist, oder die dreibeinige mit nur einem Auge. Leider können Sie sich nicht darauf verlassen, dass eine Katze vom Züchter prinzipiell gesünder ist, als eine aus dem Tierheim. Verlassen Sie sich bei der Auswahl Ihrer neuen Katze nicht auf professionell gestaltete Homepages und tolle Stammbäume. 100 % der Menschen, die eine Katze suchen, glauben, folgende Möglichkeiten zu haben, an eine solche zu kommen:

 

  1. Katze aus dem Tierheim
  2. Katze vom Tierschutzverein
  3. Katze von privat
  4. Katze vom Züchter

 

Das stimmt auch, fast. Punkt 3 und 4 verschmelzen oft sehr eng miteinander. Es gibt immer mal wieder Notfälle, wo jemand eine Katzenhaarallergie entwickelt, jemand verstirbt oder man sich aufgrund anderer privater Notlagen von seiner Katze trennen muss. Dies ist die sogenannte Katze von privat. Und jetzt halten Sie sich fest: Alles andere fällt unter den Oberbegriff der Katzenzucht. Fallen Sie nicht auf die Begriffe Privat-Zucht, Liebevolle Kleinzucht oder Hobby-Zucht herein. Dies signalisiert, dass es neben den drei zuvor genannten noch andere geben muss, oder? Von was oder wem grenzt sich die Hobby-Zucht aber ab? Darüber werden Sie weiter hinten im Buch noch genügend lesen. Nur so viel vorab: Es gibt keine rechtlich geschützte Definition des Zuchtbegriffes. Kaufen Sie keine Katze zwischen Tür und Angel. Lassen Sie sich Zeit. Besuchen Sie die Katze mehrmals in deren Umgebung und scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen.

 

 

Das Tierheim

Für viele Menschen ist das Tierheim ein Ort, an den man nicht gerne geht. Man fürchtet, von dem dort vorhandenen Leid der Tiere überwältigt zu werden. Tierheime sind sicherlich keine Oasen der Ruhe, des Wohlgeruchs und der inneren Entspannung, aber zumindest ein sicherer Ort für herrenlose Tiere. Dort werden sie gefüttert, gepflegt, tiermedizinisch versorgt und im Idealfall in ein tolles, neues Zuhause vermittelt. Die meisten Tierheime werden von Menschen betrieben, die im Rahmen eines Tierschutzvereins gemeinnützig tätig sind. Ein Tierheim ist keine Unternehmung, mit der man gewinnbringend wirtschaften kann. Ohne Spenden und ehrenamtliche Mitarbeiter könnte kein Tierheim existieren. Auch die Vermittlungsgebühr, die bei der Abgabe eines Tieres in ein neues Zuhause verlangt wird, deckt die entstandenen Kosten meist nicht annähernd. Die Tiere in einem Tierheim werden von einem Tierarzt überwacht und betreut. Es gibt Tierheime, die haben einen eigenen, angestellten Tierarzt, andere nehmen die Dienste eines ortsansässigen Tierarztes in Anspruch. Tiere aus einem Tierheim sind also keine minderwertigen, von Krankheiten gezeichneten Tiere, sondern in vielen Fällen besser und gründlicher untersucht, als die teure Rassekatze für 1.000 Euro. Dazu aber später mehr. Aufgrund der hohen Durchlaufrate kommen im Tierheim aber Erkrankungen vor, die man nicht verhindern kann. Immer dort, wo viele Tiere unterschiedlicher Herkunft zusammentreffen, ist der Verbreitung von Krankheitserregern Tür und Tor geöffnet. Katzen aus Tierheimen sind in der Regel Tiere, die keine glückliche Vergangenheit aufweisen können, wie

 

Fundtiere

Umherirrende Katzen und Katzenwelpen werden in großen Mengen in Tierheimen abgegeben. Solange es noch keine bundeseinheitliche Kastrationspflicht für Katzen gibt, ist dieses Problem nicht in den Griff zu bekommen. An den gesunden Menschenverstand zu appellieren ist sinnlos. Die meisten Menschen, die Katzen unkastriert umherlaufen lassen, haben nämlich keinen. Ob allerdings eine Verordnung oder ein Gesetz das Problem lösen wird, ist fraglich.

 

„Katzenhalter/innen, die ihrer Katze Zugang ins Freie gewähren, haben diese zuvor von einem Tierarzt kastrieren und mittels Tätowierung oder Mikrochip kennzeichnen zu lassen. Dies gilt nicht für weniger als fünf Monate alte Katzen. Als Katzenhalter/in im vorstehenden Sinne gilt auch, wer freilaufenden Katzen regelmäßig Futter zur Verfügung stellt.“

 

So steht es in § 5 Absatz 4 der ordnungsbehördlichen Verordnung zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung im Gebiet der Stadt Paderborn (OVO). Die Frage, die sich aber primär stellt, ist folgende: Wie kommt es überhaupt dazu, dass jemand seine Katze unkastriert umherstreifen lässt? Folgende Gründe wären möglich:

 

  1. Der Tierhalter wusste nicht, dass seine Katze nicht kastriert ist.
  2. Der Tierhalter denkt, alle anderen Katzen wären kastriert, sodass die seine keine Gefahr des ungewollten Nachwuchses in sich birgt.
  3. Der Tierhalter ist der Auffassung, dass es gegen den Lauf der Natur ist, die Katze kastrieren zu lassen.
  4. Der Katzenhalter hat kein Geld für eine Kastration.
  5. Der Katzenhalter hat Angst vor der Kastration: „Die arme Katze.“
  6. Dem Katzenhalter ist alles egal.

 

Zu Punkt 1: Es gibt tatsächlich Menschen, die kommen in die tierärztliche Sprechstunde mit einer trächtigen Katze, weil sie das Gefühl haben, der Bauch wäre die letzten Wochen dicker geworden. „Ach, wir dachten die wäre kastriert?!“ Insbesondere bei Katzen, die sich die meiste Zeit des Tages und auch der Nacht im Freien aufhalten, werden Symptome der Rolligkeit gerne übersehen.

Zu Punkt 2: Dieses Verhalten zieht sich leider bei vielen wie ein roter Faden durchs Leben: „Ich dachte die anderen hätten … wieso haben denn die anderen nicht … sollen die doch erstmal machen bevor ich … Wenn alle anderen Katzen geimpft sind, kann sich die ungeimpfte nicht anstecken. Wenn alle anderen Katzen kastriert sind, wo soll denn dann der Nachwuchs herkommen?“ Hier eine Einsicht zu erzielen, die auch dann noch Kosten verursacht, ist schwer.

Zu Punkt 3: Auch das gibt es tatsächlich. Gegen das Argument mit der Natur ist eigentlich nichts zu sagen, wenn nicht der Tierschutzgedanke dagegen sprechen würde. Wer der Natur freien Lauf lassen möchte, muss aber konsequenterweise das auf alle Lebensbereiche übertragen. Was ist Natur? Sich jeden Morgen zu waschen, sich zu rasieren? Sein Schnitzel säuberlich verpackt in einer unter Schutzatmosphäre gefüllten Schale im Supermarkt zu kaufen? Im Auto zur Arbeit zu fahren? Zum Zahnarzt zu gehen? Toilettenpapier zu benutzen? Würden wir den Dingen ihren Lauf lassen, es gäbe Mord und Totschlag und obendrein auch noch unhaltbare hygienische Zustände.

Zu Punkt 4: Wer kein Geld hat, darf keine Katze haben, oder er muss sich das Geld für deren Versorgung leihen. Wer kein Geld hat, kann nicht in Urlaub fahren, kann sich kein Auto und keine dritten Zähne leisten und auch keine Katze. So einfach ist das. Dieser Grund kommt selten vor, aber er kommt vor.

Zu Punkt 5: Dies ist zusammen mit dem nächsten Punkt die häufigste Ursache. Jede Narkose beinhaltet ein Restrisiko, das man umgehen kann, indem man die Narkose umgeht. Weibliche Katzen bekommen dann die Anti-Baby-Pille und es ist für lange Zeit Ruhe. Im fortgeschrittenen Alter werden so behandelte Katzen dann mit tumorösen Entartungen der Gebärmutter, des Gesäuges und der Eierstöcke beim Tierarzt vorstellig. Leider zu spät.

Zu Punkt 6: Auch das gibt es und kommt häufiger vor als gedacht. Solche Katzen werden erst dann dem Tierarzt vorgestellt, wenn Leib und Leben akut bedroht sind. Von solchen Katzenhaltern wird direkt abgewogen, ob es nicht günstiger wäre, eine neue Katze zu holen.

 

             Ausgesetzte Tiere

Wenn dann der ungewollte Katzennachwuchs nicht von alleine ins Tierheim findet, sondern plötzlich im Wohnzimmer steht, muss dieser entsorgt werden. Entweder man fährt ihn weit weg, und lässt dann der Natur wieder mal den freien Lauf, oder man packt die Kleinen ein und stellt sie vor ein Tierheim, eine Tierarztpraxis oder einen Kindergarten. „Die kümmern sich schon.“ Wer erwischt wird, kann mit einer Strafe von bis zu 25.000 Euro rechnen. Weder Tierärzte noch Tierheime scheuen sich vor einer Anzeige, sodass es tatsächlich schon zu empfindlichen Geldbußen gekommen ist. Wie viele Menschen den ungeliebten Nachwuchs in die Mülltonne werfen oder in der Toilette herunterspülen ist unbekannt.

 

         Abgegebene Tiere

Es gibt auch nachvollziehbare und verständliche Gründe, warum ein Tier im Tierheim landet. Stirbt Herrchen oder Frauchen und hat keine Verwandten und Bekannten, die sich um das verbliebene Tier kümmern können, springt das Tierheim ein. Ich selbst habe mir vor ca. fünfzehn Jahren eine dreizehn Jahre alte Katzendame aus dem Tierheim geholt, deren Frauchen kurz zuvor verstorben war. Eine bessere und sympathischere Katze hätte man sich gar nicht wünschen können. Kumiori lebt natürlich nicht mehr, aber sie hatte bei mir noch einige schöne Jahre. Auch ein Umzug ins Ausland oder eine schwerwiegende Katzenhaarallergie sind häufige Gründe für die Abgabe in das Tierheim.

 

Sichergestellte Tiere

 

 

Tiere aus schlechter Haltung (siehe Kapitel: Die Crazy-Ladies) können von Amtswegen dem eigentlichen Tierbesitzer weggenommen werden und landen dann im Tierheim.

 

        Problemtiere

Aggressive und unsaubere Katzen werden gerne in Tierheime abgeschoben. Wer möchte auch eine solche Katze zu Hause haben? Selbst die gründliche Untersuchung durch Tierärzte und Verhaltenstherapeuten vermag nicht alle Katzen zu heilen. Diese als nicht vermittelbar geltenden Katzen bleiben dann ihr restliches Leben im Tierheim.  Solche Katzen, aber auch Hunde, haben immer einen gravierenden Leidensweg hinter sich gebracht. Sie sind nicht von Geburt an mit diesen Unsitten behaftet, sondern aufgrund äußerer, meist uns unbekannter Ursachen, verhaltensgestört. Wer bei diesen Katzen ein gutes Werk tun möchte, kann eine Patenschaft übernehmen. Das Tierheim hat ein berechtigtes Interesse daran, dass deren Schützlinge in gute Hände vermittelt werden. Je häufiger ein Tier, egal ob Hund oder Katze, nach der Vermittlung wieder ins Tierheim zurückgebracht wird, desto ungünstiger für dessen Psyche. Aus diesem Grunde werden Interessenten für eine Katze sehr genau unter die Lupe genommen. Dies wird von vielen als sehr unangenehm und ungerechtfertigt empfunden. Von einem Tierheim wurde einem Katzensucher ein Fragebogen vorgelegt. Prinzipiell ist gegen solche Selbstauskünfte nichts einzuwenden, aber lesen Sie mal selbst:

Man sollte den Fragebogen noch um die sexuellen Vorlieben erweitern. Vielleicht sollten auch die Nachbarn nach den Lebensumständen und der Zuverlässigkeit befragt werden? Der Arbeitgeber könnte sicherlich auch bei der Entscheidungsfindung weiterhelfen. Der Hausarzt kann dem Tierheim Auskunft über in der Familie aufgetretene Erbkrankheiten oder Tumorerkrankungen geben, damit die Katze nicht in einen Haushalt abgegeben wird, in dem eventuell der Tod um sich greift, und die Katze wieder zurück ins Tierheim muss. Es sind sicherlich die Ausnahmen, die hier zur Sprache kommen, aber sie kommen vor. Katzensuchende im Tierheim, oder auch beim Tierschutzverein, haben oft das Gefühl, zu viele indiskrete Fragen gestellt zu bekommen. Es geht keinen etwas an, wie viele Kinder man hat, oder wie hoch das Einkommen ist. Auch ein Arbeitsloser kann sich rührend und führsorglich um seine Katze kümmern, wogegen der Top-Manager eher spärlich mit seiner Liebe für die Katze umgeht. Und wer sagt, dass der Spitzenverdiener von heute nicht der Sozialhilfeempfänger von morgen ist? Sollten Sie tatsächlich bei der Befragung ein ungutes Gefühl haben, so gehen Sie einfach.

Das Tierheim ist ein Ort, an dem medizinisch versorgte Tiere vermittelt werden. Viele Tiere sind von traurigen Schicksalen begleitet und würden sich freuen, wieder netten Familienanschluss zu erhalten. Sollten Sie bereits eine Katze haben und eine weitere dazugesellen wollen, gibt es einige gesundheitliche Dinge zu beachten. Dazu aber später mehr. Manche Tierheime neigen dazu, es mit der Fürsorgepflicht für ihre Schützlinge etwas zu übertreiben. Der Katzensucher bekommt dann recht schnell das Gefühl, eigentlich für eine Katze gar nicht geeignet zu sein. Nicht selten sitzen mir Menschen gegenüber, die seit dreißig Jahren Katzen haben, aber im Tierheim abgelehnt wurden. Die Gründe sind fast immer die gleichen: nicht genügend Zeit für die Katze. „Ich bin von 08.00 Uhr bis 16.00 Uhr auf der Arbeit, danach habe ich alle Zeit der Welt, aber das reicht dem Tierheim nicht.“ Hier kann die Empfehlung nur lauten: Sofort die Arbeit kündigen und sich vom sozialen Netz auffangen lassen. Dann klappt es auch mit der Katze. Wer das nicht möchte, weil er eigentlich ganz gerne arbeitet, sollte es nochmals in einem anderen Tierheim versuchen oder ganz einfach lügen: „Ich brauche nicht arbeiten, ich bin reich geschieden.“ Oder: „Ich war früher Fußballprofi, jetzt bin ich Frührentner.“ Oder: „Ich habe extra Hausangestellte, nur für die Katze.“ Oder: „Ich bin Lottomillionär.“ Was Sie auf keine Fälle sagen sollten, ist Folgendes: „Ja glauben Sie denn etwa, dass die Katze es hier im Tierheim besser hat als bei mir?“ Dieses Argument zählt nicht, also lassen Sie es sein mit leidigen Diskussionen. Wer Ihnen keine Katze geben will, wird es nicht tun. Der Großteil der Tierheime ist aber sehr froh, wenn Menschen kommen, die eine Katze bei sich aufnehmen möchten.

 

Der Tierschutzverein

 

Im Jahre 1837 gründete der Pfarrer Albert Knapp in Stuttgart den ersten deutschen Tierschutzverein. Bereits zwei Jahre nach Gründung des Stuttgarter Tierheims folgten weitere Tierheime in anderen Städten. Die unterschiedlichen Tierschutzorganisationen schlossen sich 1881 zum Deutschen Tierschutzbund zusammen. Dieser vereinigt etwa 730 Tierschutzvereine in 16 Landesverbänden mit über 800.000 Mitgliedern und 520 vereinseigenen Tierheimen. Heute ist der Verband mit Sitz in Bonn Europas größte Tier- und Naturschutzdach-organisation. In den Tierheimen und Tier-Notauf-nahmestationen, die dem Deutschen Tierschutzbund angeschlossen sind, werden jährlich ca. 300.000 Tiere betreut und an Tierfreunde vermittelt. Der praktische Einsatz vor Ort, aber auch fachliche und finanzielle Unterstützung zum Wohle aller Tiere und die Förderung des Tier- und Naturschutzgedankens zählen zu den Hauptaufgaben des Deutschen Tierschutzbundes. Der Philosoph Arthur Schopenhauer formulierte die Notwendigkeit solcher Einrichtungen wie folgt: "Die Welt ist kein Machwerk und die Tiere sind kein Fabrikat zu unserem Gebrauch. Nicht Erbarmen, sondern Gerechtigkeit sind wir den Tieren schuldig." Tierschutzvereine leiten Tierheime oder Gnadenhöfe und bemühen sich um praktische Hilfen und Weiterbildung ihrer Mitglieder und Interessenten im Sinne des Tierschutzes, wie auch die Aufnahme und Versorgung ausgesetzter und geschwächter Tiere. Nicht jeder Tierschutzverein hat ein eigenes Tierheim. Mitglieder können sich auch privat um die Versorgung bedürftiger Tiere kümmern, suchen Pflegestellen, und versuchen Spenden zu organisieren. Einige Tierschutzvereine kümmern sich ausschließlich um Hunde, andere nur um Katzen oder Vögel. Andere Tierschutzorganisationen betreiben Tierschutz im Ausland und vermitteln dann die Tiere nach Deutschland. Wieder andere haben sich dem Tierschutz in einer bestimmten Region verschrieben, weitere agieren global.

Katzen, die aus einem Tierschutzverein ohne Tierheim kommen, sind meist ebenfalls grundlegend von einem Tierarzt untersucht. In den allermeisten Fällen werden die zu vermittelnden Katzen geimpft und auf Katzenaids und Leukose untersucht. Dies ist aber im Einzelfall immer vorab zu erfragen.

 

Der Bauernhof

 

Unter einem Bauernhof versteht man einen landwirtschaftlichen Familienbetrieb, in dem die Mitglieder der Besitzerfamilie überwiegend praktische Tätigkeiten ausführen. Die meisten Menschen verbinden mit dem Begriff Bauernhof ein ländliches Idyll, weitab von allem Großstadtlärm und den Mühen des Alltags. Auf einer Weide springen munter ein paar Kälbchen umher, und einige kleine Katzen schlürfen Milch aus einer umgefallenen Milchflasche. Vielleicht ist es so, vielleicht aber auch nicht. Fest steht, dass Katzen, die auf einem landwirtschaftlichen Betrieb fürs Mäusefangen verantwortlich sind, in den wenigsten Fällen jemals den Tierarzt zu Gesicht bekommen. Das müssen sie ja auch nicht. Keine Katze kann gezwungen werden, zum Tierarzt zu gehen, und wenn man seine Katze nur gelegentlich bei der Mäusejagd beobachtet und sonst keinen Kontakt zu ihr hat, ist das auch völlig in Ordnung. Derjenige, der sich aber eine wild geborene Katze von mehr oder weniger wild lebenden Elterntieren ins Haus holen möchte, läuft Gefahr, keine Krankheit auszulassen, die es so gibt. Auch das sei jedem selbst überlassen, soll aber hier nochmals ausdrücklich Erwähnung finden. Insbesondere, wenn Sie kleine Kinder oder eine weitere Katze im Hause haben, sollten Sie von einer unbedachten und spontanen Katzenanschaffung während des ländlichen Sonntagsspaziergangs Abstand nehmen. Wenn es gar nicht anders geht, als die Katze unmittelbar einpacken zu müssen, lassen Sie diese zuvor von einem Tierarzt untersuchen. Erst wenn dieser sein Einverständnis gibt, dürfen Sie sie mit nach Hause nehmen. Die Anschaffung einer Katze, deren Eltern wild durch die Natur tollen, ist die ursprünglichste und mutigste Form in den Besitz einer Katze zu kommen – und zunächst die kostengünstigste. Oft entpuppt sich aber gerade dieser Katzentyp als sehr kosten- und pflegeintensiv. Sie können aber auch Glück haben, und alles wird gut. Rechnen Sie aber mit Ohrmilben, Flöhen, Würmern, Giardien, Caliciviren, Mykoplasmen, Herpesviren, Chlamydien, FeLV und FIV. Alles auf einmal wäre vermutlich zu viel des Unglücks, aber das ein oder andere ist bei solchen Tieren sehr wahrscheinlich. Fachkundige werden sich wundern, warum hier das von mir so geliebte Coronavirus nicht ausdrücklich, vielleicht sogar noch mit drei Ausrufezeichen, erwähnt wird. Ganz einfach: Wenn Katzen außerhalb menschlicher Obhut etwas am unwahrscheinlichsten haben, dann das Coronavirus. Warum das so ist, ist einfach erklärt: Sie kommen einfach nicht in Kontakt damit.

 

 

 

 

 

 

 

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