Schoennersted: Liebe ist der Anfang

19,98
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Der authentische und offene Blick in die Tiefe der Abgründe menschlichen Handelns: Das Buch berichtet über die Erfahrungen der Autorin in einer ambulanten Psychotherapie. Sie stand jahrelang unter Hypnose und Suggestion und wurde seelisch und sexuell missbraucht. Nur sehr langsam konnte sie sich von der Last befreien, die derartige Erlebnisse mit sich bringen. Was passiert ist, welche Situationen durchlebt werden mussten und wie ein relativ selbstbestimmtes Leben wieder möglich wurde, können Sie in diesem Buch eindrucksvoll miterleben.

 

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Leseprobe:

Erinnerungen an meine Kindheit

Warum tut er das? Mein Vater schreit mich an, ohne einen Grund dafür zu haben. „Du Aas verschwinde!“ Das Gesicht meines Vaters verzog sich zu einer Grimasse des Grauens. Kleinlaut versuche ich mich, zu wehren. Doch mich trifft ein Schlag ins Gesicht. „Halts Maul, Du hast nichts zu sagen!“ Verheult flüchte ich in das Kinderzimmer, das ich mit meinem Bruder und mit meiner Schwester teile. Hier versuche ich zu vergessen, was soeben vorgefallen ist.

Mitten in der Nacht fließen erneut meine Tränen. Ich höre den Streit meiner Eltern. Mutter kam spät nach Hause. Vater hasste es, wenn Mutter ihrem politischen Engagement nachging, auf Versammlungen war und er mit uns allein zu Hause blieb.

Plötzlich knallte eine volle Milchflasche gegen die Wand, sie war auf meine Mutter gerichtet. Lautes Gebrüll in der Nacht schallte durch das ganze Haus. Ich ging damals bereits zur Schule. Aufgeschreckt durch das Geschrei meiner Eltern rannte ich aus Angst in das Treppenhaus und wollte zu unserer Nachbarin, einer älteren Frau, die ich oft besuchte, weil ich mich bei ihr geborgen fühlte und weil ich Schutz suchte. Doch zu schnell packte mich die Hand meiner Mutter, sie zog mich zurück in unsere Wohnung.

Für mich gab es damals kein zu Hause, das mir eine glückliche und gesunde Kindheit bot. Es gab keine Liebe.

Funkeln in Vaters bösen Augen. Wann war es eigentlich einmal anders? Er machte schon wieder ein abscheuliches Gesicht, als ich neben ihm im Waschhaus stand und mir am Waschbrett fast die Finger wund rubbelte. Mutter war im Krankenhaus, und ich wünschte mir in diesem Moment einen Beschützer. Vater trieb mich mit einem Holzknüppel in der Hand an und brüllte. Dann packte mich Wut und ich rannte in den Hof, rannte irgendwo hin und mir war es egal, welche Strafe mich erwartete. Ich konnte nicht mehr.

Ich wuchs in einem „Irrenhaus“ bei Eltern auf, die sich Schimpf und Schande vorwarfen, die sich Gewalt antaten, die unverantwortlich mit sich selbst und ihren Kindern umgingen. Es gab nur Spannungen zu Hause. Ich fühlte mich oft psychisch überfordert und meist verfolgte mich das Theater zu Hause, das sich fast regelmäßig abspielte, in die Schule. Mein Vater hasste seine Frau und die Töchter, sah in ihnen etwas Untergeordnetes, das man quälen konnte. Seinen Sohn billigte er so manche Freiheit zu, er war eben ein Junge. Trotzdem litt mein Bruder genauso unter den katastrophalen Familienverhältnissen.

Meine Mutter war Sekretärin und mein Vater arbeitete als Schlosser im Bergbau und hatte ein minderwertiges Gefühl seiner Frau gegenüber. Mutter ließ ihn das oft spüren.

Meine Schwester war der Prügelknabe in der Familie. Sie war zwölf Jahre alt, als sie vom Vater missbraucht wurde. Ich höre noch immer Vaters gemeines Lachen, sehe sein falsches Gesicht. Ich erinnere mich an den grünen Angorapullover und den grauen Rock meiner Schwester, an die Sachen, die sie damals trug. Sie schrie, sagte der Mutter, dass der Vater sie belästigte und ihr mit dem Fuß zwischen die Beine fuhr. Mutter schrie auch und drohte, die Polizei zu verständigen. Zu Hause war die Hölle los.

Als mir diese Erinnerungen kamen, hatte ich bereits eigene Vermutungen über den Missbrauch an mir. Wusste meine Mutter davon? Ich weiß es nicht. Mir war so wirr im Kopf. Ich weiß nur, dass ich all die Jahre zu Hause die Nähe meiner Mutter sehr vermisste. Sie sagte oft zu mir, wenn ich Fragen hatte: „Du machst das schon.“ Sie kümmerte sich mehr um meine ältere Schwester. War es vielleicht der sexuelle Übergriff meines Vaters, der meine Mutter veranlasste, meine Schwester mehr zu umsorgen? Ich war doch auch ihre Tochter.

Unglaublich schienen mir die Erinnerungen an das grausame Verbrechen meines Vaters. Was ist damals in der Badewanne geschehen? Ich sah ein Bild von uns beiden und spürte die großen Hände zwischen meinen Beinen. Es tat weh! Und ich wollte dieses hässliche Ding nicht berühren. Sein Penis wurde groß und steif. Ich hatte Angst und weinte, denn da war Schleim, der in die Badewanne floss. Zu mehr Erinnerungen war ich nicht fähig. Nur die Schreie höre ich immer noch. Die bittere Wahrheit, im Alter von drei Jahren vom leiblichen Vater missbraucht worden zu sein, war unfassbar für mich. Warum hat er das getan?

Auch der psychische Missbrauch über Jahrzehnte erzeugte in mir stets und ständig Stress und enorm große Angst. Ich hatte einfach Angst vor allem. Ich fühlte mich überfordert mit häuslichen Pflichten, wurde auf das Hässlichste beschimpft und geschlagen. Schlimm war es für mich, vom Vater nicht beachtet zu werden. Ich wollte abhauen, verschwinden aus diesem „Irrenhaus“. Das Gebrüll, die Pein und die Gemeinheiten hielt ich nicht mehr aus! Meine Eltern waren sich Feinde auf Lebenszeit, sie hassten sich. Ich glaube, ich hätte in einer Wüste ohne Wasser nicht so sehr gelitten, wie zu Hause. Ich suchte oft das Weite, war allein unterwegs und meine Augen füllten sich mit Tränen. Aus Angst und Scham zog ich mich auch oft von meinen Mitschülern zurück. Die Nachbarn haben immer alles mit angehört und ein Mädchen, das uns gegenüber wohnte, trug das Erleben bei uns zu Hause in die Schule. Freude empfand ich manchmal zusammen mit meinem Bruder in den schönen alten Auenwiesen, dort wo wir spielten und nicht an zu Hause denken mussten.

Einmal verschwand ich für zwei Tage zu meiner Tante, ohne zu Hause etwas zu sagen. Meine Mutter suchte nach mir und spürte mich auf. Warum? Fehlte ich ihr wirklich? Ich wurde beschimpft und fuhr gemeinsam mit ihr zurück in die „Hölle“. Ich empfand so viel Gemeinheiten und kümmerte mich trotzdem um meinen jüngeren Bruder, dem die Mutter genauso fehlte wie mir.

Allein mit dem Vater war uns allen ein Grauen. Wir Kinder kuschten vor ihm, denn er war so jähzornig und unberechenbar, und er schlug wild um sich, wenn ihm irgendetwas in die Quere kam.

Er, mein Vater schlug meine Schwester einmal mit der Aktentasche im Hausflur bis zur Bewusstlosigkeit. Sie kam spät nach Hause, war mit Freunden unterwegs und vergaß die Zeit. Vielleicht waren es auch die Angst und die Not, ein ungeliebtes Kind zu sein, die sie von zu Hause wegtrieben. Wir waren alle zu schockiert, um begreifen zu können, was passiert ist. Ich hätte am liebsten meine Sachen gepackt und wäre in ein Kinderheim gegangen. Meine Seele erfror jeden Tag ein Stück mehr. Eltern wünschte ich mir, die einander lieben und die ihre Kinder lieben.

Ich weiß nicht, wie ich unter diesen Bedingungen gut lernen konnte. Ich kann mich nicht erinnern, dass mich mein Vater nur ein einziges Mal in die Arme genommen hat. Wenn er nicht jähzornig war, dann verspottete und verlachte er Frau und Kinder. Er hatte sich für alle drei seiner Kinder und auch für seine Frau einen ganz komischen Namen ausgedacht. Mir fehlte der Mut, ihm zu sagen, wie mies ich mich damals fühlte. Ich hatte immer nur schreckliche Angst vor ihm.

Wenn wir Besuch zu Hause bekamen, dann war ich die vorzeigbare Tochter, die gut malen konnte und die fleißig in der Schule und im Haushalt war. Ich hatte dieses falsche Getue so satt und konnte es nie verstehen, wie man sich im Außen vor anderen Leuten so verstellen kann. Eine vorzeigbare Tochter gab es nicht, denn meine verwundete Seele erinnerte mich an die vielen Gemeinheiten, Schläge und das psychische Überfordertsein in einem „Irrenhaus“.

Wir hatten damals eine kleine Mischlingshündin, die uns Kindern viel Freude schenkte. Meinem Vater war nicht bewusst, was er uns Kindern antat, als er die Hündin mit einem Spaten erschlug, die wir so liebten. Mir war, als hätte ich diesen Todschlag selbst erfahren.

Ich war sehr weit entfernt von Lebensfreude, versuchte dennoch das Schöne im Erleben zu sammeln, versuchte ganz fleißig zu sein, um der Mutter die Hausarbeiten abzunehmen und glaubte fest daran, zu bekommen, was mir fehlte - Liebe. Ich träumte oft davon, wie schön es wäre, wenn Mutter und Vater ganz liebevoll miteinander umgehen würden.

Was war das Schöne im Erleben? Manchmal, wenn ich mit meinem Bruder und den Jungen aus der Nachbarschaft spielte, fielen mir die tollsten Sachen ein. Mein Temperament ging dann mit mir durch, denn ich war selbst wie ein Junge. Einige Begebenheiten konnte ich erinnern.

Pausenkasper in der Schule und eine gewitzte Art, mich zu artikulieren, gaben mir ein lustiges Auftreten. Ich raufte und stritt mit den Jungen und musste so manche Niederlage einstecken. Doch an diese blauen Flecken erinnere ich mich gern. Und noch ein Stein traf die Fensterscheiben an dem Gemäuer eines alten Bauerngehöftes, bis sie schließlich alle in Scherben lagen. Wie oft stiftete ich die Jungs zu kleinen Diebstählen und Wildereien in fremden Gärten an, wo die Früchte und Beeren reiften und auf ihre Ernte warteten. Die Jungs akzeptierten mich als ihr Anführer. Wir gingen gemeinsam auf Schatzsuche in abgelegenen Ruinen und fanden es cool, die erste Zigarette zu probieren. Mir war vielleicht schlecht. Während der Ferien trafen wir uns oft in unserer Wohnung, kochten nach auserdachten Rezepten, was nur manchmal genießbar war und beseitigten zusammen alle Spuren, bis die Eltern nach Hause kamen. Ein fast nächtlicher Spaziergang auf dem Friedhof war für uns alle mehr als nur eine Mutprobe. Ich hätte mir fast in die Hosen gemacht, sah Gespenster und so manches Unheil an einem so ungewöhnlichen Ort. In den Augen der Lehrer war ich manchmal ein kleiner Teufel, der es nicht vergaß, auch fleißig zu lernen.

Doch der Kummer zu Hause nagte immer mehr an mir und ich zog mich zurück, floh in eine Einsamkeit, die nur ich verstand. Mein Kinderherz verschloss sich. Ich litt an Dissoziationsstörungen, Depressionen und habe große Erinnerungslücken. Dieser Zustand wurde mir erst viel später bewusst und ich begann lange darüber nachzudenken.

Fünfundvierzig Jahre hat meine Seele geschwiegen, fünfundvierzig Jahre habe ich diese schrecklichen Kindheitserinnerungen verdrängt.                                                    

 

 

Erkenntnisse

 

Mir liegt es fern, eine Story zu Papier zu bringen, die mich und meine Leser aufrüttelt und nur Entsetzliches enthüllt. Mir liegt es fern, mich der eigenen Verantwortung, ganz gleich, was mir wiederfahren ist, zu entziehen.

Mein inneres Kind wird erwachsen und es vernimmt noch einmal genau die Stimme, die um Vergebung bat und es geschah in einer tiefblauen Nacht bei der kreativen Gabe, die Vergangenheit zu reflektieren und um sich ganz von ihr zu lösen. Jene Nacht durchdrang mein Bewusstsein im Strom des Atems einer fließenden Bewegung, mit der Erinnerungen kamen und gingen, die schier vergessen waren und eine transformative Bedeutung haben.

Ich bin dankbar, ich bin lebendig und es erfüllt mein Herz mit Freude, für mich und mein Leben die alleinige Verantwortung zu übernehmen. Mein Vertrauen in das Leben ist mir nicht verloren gegangen.

Missbrauch ist nach wie vor in vielen Familien das Hauptübel für gestörte Verhältnisse und Verhaltensweisen, die Missachtung von Menschenrechten und ein Verbrechen an ihnen.

Mir blieb Zorn und Schmerz zu Hause verboten. Stattdessen blieben mir unterdrückte Gefühle, Sehnsucht, Einsamkeit, Angst und verdrängte Erinnerungen. Ich wusste Jahrzehnte nicht mehr, was mir angetan wurde.

Die verheerenden Folgen der Traumatisierung von Kindern, wenn wir sie nicht zur Kenntnis nehmen, werden unweigerlich auf die Gesellschaft in Form wie zum Beispiel Gewalt, Drogensucht und Kriminalität zurückschlagen.

Oft entstehen durch Missbrauchssituationen traumatische Zustände, die eine glückliche Entwicklung behindern. Und das Leben kann nicht frei fließen.

Trauma ist auch unser Karma, die Ursache und Wirkung von entstandenen Geschehnissen, die wir selbst herbeigeführt haben. Das mag vielleicht suspekt klingen, doch das Leben ist eine Kettenreaktion auf zurückliegende Inkarnationen. Der Zeitpunkt unserer Geburt gibt uns Auskunft über unser Karma, über unsere Entwicklung. Jeder trägt ein ungeahntes Potential an Liebe in sich und hat die Gabe, liebevoll zu sich und zu seinen Mitmenschen zu sein. Das Lieben beginnt mit dem Glauben daran. Können Kinder ganz frühzeitig Liebe entwickeln, so ist der Glaube daran gar nicht notwendig. Liebe und Karma sind eine untrennbare Einheit. Ohne Liebe lösen wir unser Karma nicht auf und können unseren Seelenplan nicht erfüllen.

Im Wassermannzeitalter (die astrologische und esoterische Bezeichnung aus dem New Age für das kommende Jahrhundert) geben wir der Liebe eine große Chance, weil uns vollkommen bewusst wird, dass der Mensch in seiner Natur aus dem Gleichgewicht geraten ist und in Disharmonie zur wahren Herzensliebe steht.

Glauben wir überhaupt noch an die Liebe? Ganz gleich, wer dazu meint: „Ich liebe herzlich, doch ich liebe das, was mir angenehm erscheint und frage nicht danach, wie es anderen Menschen ergeht.“ Wer liebt schaut nicht nur auf sich selbst, wer liebt, hat einen Blick für alle Menschen. Wir schauen allzu oft weg, wenn jemand in Not geraten ist, und reden darüber, was passieren könnte. Es ist die eigene verwundete Seele, die nach Liebe fragt und noch nicht aufgewacht ist. Ohne Herzensliebe ist die Seele nicht aufzuwecken. Haben wir die Liebe vergessen oder ist sie noch nicht im Bewusstsein verankert?

Frühzeitig erlernen wir das praktische Leben und lassen uns von Normen und Disziplinen regelrecht übermannen. Kinder haben noch viel Lebensmut und vertrauen ihrem inneren Wissen, dem Herzen. Habt ihr schon einmal Kinder richtig beobachtet? Sie verstellen sich nicht und sind aufmerksam bei ihrem Spiel. Schaut Euch Kinder einmal ganz bewusst an und nehmt Euch viel Zeit dafür! Es tut gut, verspielt mit zu träumen, mit zu lachen und dem Kindsein zu gehorchen. Ohne Herz geht das nicht. Glaubt Ihr, dass Kinder ganz erfahren sind?

Nur ein Kind, was Kind sein durfte, wird mit der Fähigkeit, zu lieben, erwachsen.

Ich lernte mein inneres Kind kennen. Es war verstört und mit tiefer Sehnsucht, die niemand stillen konnte. Mir folgten Jahre ohne bedeutungsvolle Erlebnisse in Liebe, weil ich sie in mir selbst auch nicht finden konnte. Ich trug ein traumatisches Erleben in mir und verdrängte Erinnerungen über Jahrzehnte aus längst vergangenen Kindertagen, die ich zum Selbstschutz wieder in die Verdrängung verbannte. Es schien völlig normal ohne Herz zu sein und irgendwie zu funktionieren.

Bis ich schließlich selbst ein Kind erwartete. Ich begann etwas an und in mir zu lieben und freute mich sehr auf die bevorstehende Geburt. Doch da war auch eine spürbare Angst vor Verantwortung, denn ich wusste, dass ich eine alleinerziehende Mutter werde. Der Vater meines Sohnes war Alkoholiker und hatte bereits zwei Töchter aus geschiedener Ehe. Die Beziehung beendete ich nach drei Jahren.

Das Alleinsein in meiner Kindheit hatte mich geprägt. Ich war fast ausnahmslos mit meinen Gedanken und Gefühlen allein und hatte häufig Dissoziationsstörungen, litt unter Zwangsverhalten und Liebesmangel. Jede neue Situation in meinem Leben ließ mich hoffen, dass künftig alles besser werde. Ich hatte keine klare Vorstellung von einer Partnerschaft, nur den großen Wunsch, der alten Situation zu entfliehen und nicht mit meinem Sohn allein zu bleiben. Das ging nicht auf und jeder neue Versuch, mich in eine Partnerschaft einzulassen, war zum Scheitern verurteilt. Ich hatte auch immer die zerrüttete Ehe meiner Eltern vor Augen.

Ist das Lieben nach großen Enttäuschungen erlernbar? Ist das Lieben eine Eigenentdeckung und verdient unser Herz das ganze Wissen darüber? Nur das Herz weiß! Nach allen bitteren Erfahrungen sind ganz viele Geheimnisse in meinem Herzen aufgegangen.

Der frühkindliche Missbrauch war ganz gewiss nicht allein der Auslöser von meinem Trauma. Großes Vertrauen ist nötig, um mein Karma zu verstehen. Mein Herz war lange Zeit verwundet und erlebt heute bewusst viele liebevolle Gedanken und Gefühle. Das Herz ist die Quelle aller Wurzeln im Leben. Die Wurzeln sind neu gewachsen und gewinnen aus mir Kraft. Das Lieben vergisst man nicht! Mit Dankbarkeit erfüllt sich mein Herz, wenn die Wahrheit zu großem Erwachen führt.

Ich begann trotz meiner atheistischen Erziehung ganz einfache Gebete zu sprechen, die mir halfen, an das Gute im Menschen zu glauben. Ganz bewusst sprach ich die Worte: „Vergiss nie, dass es die Liebe gibt.“ Ich fühlte mich nicht mehr allein, ich fühlte mich von einer höheren Macht getragen. Ich machte die hinterste Schublade meines Seins auf, entdeckte meine Intuition wieder. Ich habe festgestellt, dass sich wunderbare Gespräche zu mir selbst entwickelten. Hier kamen meine Probleme zur Sprache und ganz bewusst erlebte ich noch einmal das erfahrene Leid und gleich viele Transformationsprozesse, die mir den Weg bahnen, ein glückliches Leben zu führen. Ich begann das zu beleuchten, was mich bedrückte. Sich selbst zu erkennen und lieben zu lernen ist wohl die spannendste Herausforderung überhaupt. Meine Sehnsucht nach mehr Liebe und Lebensfreude gestattet es mir, die Vergangenheit zu hinterfragen und loszulassen. Ich glaube an Gott, denn Gott ist Liebe, und ich fand zu vielen Antworten auf Fragen in mir selbst.

Ganz fürchterliche Traumen liegen in der Vergangenheit und melden sich mit seltsamem Wissen. Es gab schon immer Vermutungen, Erinnerungen noch einmal zu durchleben, die dunkle Schatten auf mein Leben geworfen haben. Das Licht der Engel beginnt, mir mein Karma zu reflektieren, um die Ursachen zu erkennen und welches Ausmaß mein Trauma mit sich führt. Meine Erfahrungen mit Engeln beweisen mir, dass es herzliches Verstehen gibt und niemals Karma mit Schuldzuweisung zu begleichen ist. Liebe und Vertrauen sind im großen Universum keine Mangelware. Das Leben auf Erden ist eine große Herausforderung und es ist die Aufgabe aller Menschen, Schritt für Schritt das Lieben zu lernen. Jeder sammelt eigene Erfahrungen und es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, die hilfreich sind, zum eigenen Weg zu finden. Zuerst beginnt die Suche meist unbewusst und ohne Ziel. Ohne Ziel ist die Suche jedoch erfolglos. Ganz gleich, welchen Weg man beschreitet, es ist ganz viel Mut erforderlich, unser Karma richtig zu begreifen.

Auch ich habe lange gesucht und bin auf den Esoterikboom hereingefallen und habe bemerkt, wie verwirrend und gefährlich das ganze Feld der Angebote ohne kompetente Aufklärung auf die Psyche wirkt. Ich versuchte damals einer Welt, die für mich aus bitteren Erfahrungen und Enttäuschungen bestand, zu entfliehen und habe mich aus diesem Grund unbewusst der Esoterik zugewandt. Ich las in Büchern und besuchte einige spirituelle Seminare. Ich war auf der Suche nach einem neuen Lebenssinn. Während des systemischen Familienstellens wurde ich mit sexuellem Missbrauch konfrontiert.

Heute weiß ich, dass die Zuwendung zur Esoterik damals aus einer Not heraus geschah. Später erkannte ich für mich den wahren Wert der Esoterik, einen Weg, der nach innen führt. Dieser Weg bringt mir spirituelle Gesundung.

Menschen, die wirklich ganz bewusst suchen, sollten sich gut informieren, gut entscheiden und ganz gelassen mit dem Herzen zu denken lernen.

Das Trauma zeigt mir, was es bedeutet, sich selbst liebevoll anzunehmen und Geduld zu üben. Es hat Herzlichkeit in mir ausgelöst und den Mut, vieles loszulassen, was der Vergangenheit angehört. Jetzt fühle ich mich dazu in der Lage, zu erzählen, wie die vielen quälenden Gedanken und Gefühle zu innerer Herzlichkeit und Harmonie wurden.

Ich war ohne Selbstwertgefühl und ohne Achtung vor mir selbst. Ich zog später als ich erwachsen wurde Beziehungen in mein Leben, die mir meine Abhängigkeit zu den in mir falschen Denk- und Verhaltensweisen spiegelten. Das war so fatal, denn immer wieder bin ich davongelaufen und wusste nicht warum. Ich konnte nicht lieben und trug unbewusst große Schuldgefühle in mir. Dann wollte ich wieder allein leben und fürchtete zugleich schreckliche Angst davor. Die Angst war schon sehr lange in mir und das traumatische Verfolgen holte mich immer wieder ein. Es zeigte sich durch Albträume, Hass- und Wutanfälle, selbst zerstörerische Attacken in meinem Denken, bis ich bemerkte, dass es Projektionen auf Menschen sind, die mich verletzt haben. Ich hatte Visionen, die ich mir nicht erklären konnte, weil sie zu weit hergeholt schienen. Doch an Halluzinationen glaubte ich nicht. Ganz verrückt ging es in meinem Inneren zu. Wie innen, so außen, begann sich das Erleben in meinem Alltag zu spiegeln. Ich verspürte oft heftige Spannungen in meinen Beziehungen zu Menschen, bis ich zu begreifen begann, alles hat eine Ursache und Wirkung. Die Dramaturgie inszenierte ich selbst. Das Theater spielt man jedoch nicht allein! Ich fand zu den passenden Mitspielern in meiner Familie, in meinen Partnerschaften und darüber hinaus zu karmisch bedingten Zusammenhängen.

Karmisch gesehen sind Familiendramen ganz oft in früheren Leben entstanden.

Die ganze Familientragödie spielt sich schon seit vielen Jahrzenten ab. Ein harmonisches Familienklima fehlte gänzlich. Da ich die erstgeborene Tochter bin und neben meiner älteren Halbschwester unbewusst die Verantwortung für das Familiengeschehen freiwillig übernommen habe, ertrug ich eine für ein Kind ungeheuerliche Last. Ich übernahm einen großen Teil an Verantwortung, trug Schuldgefühle in mir, nicht gut genug zu sein und fühlte mich der Hausarbeit verpflichtet. Tief in meiner Seele erlebte ich das Empfinden von allen drei Geschwistern während der Kindheit. Meine Mutter überhäufte mich mit Problemen meiner Schwester und hatte kaum einen anderen Grund für einen Besuch bei mir. Sie trug ihren Kummer und den meiner Schwester zu mir. Ich war zum Auffänger von Problemen in der Familie geworden. Ich schleppte eine große Last all die Jahre mit mir herum und war zum Bettler um Liebe geworden. Für mich gab es keine Familie, die sich um mich wirklich gesorgt hat. Auch mein Bruder überhäufte mich mit seinen Problemen aus der Kindheit. Er war froh, mit jemandem reden zu können. Ich sah seine Traurigkeit und auch seinen Frust, der gegen meine Eltern gerichtet war. Er beklagte sich über die Ungerechtigkeit meiner Eltern, wenn es um Schenkungen innerhalb der Familie ging. Er fühlte sich benachteiligt und sehr verletzt. Keiner findet den Mut zu sagen, was sich dahinter verbirgt. Es sind unbewusste Schuldgefühle meiner Eltern, die sich in Form von Gutmachung durch Geld zeigen.

Auch ich war lange Zeit sehr traurig darüber, dass das erste Enkelkind bevorzugt Liebe erfuhr und ich hätte mir davon nur einen kleinen Teil in meiner Kindheit gewünscht. Die Liebe meiner Eltern gegenüber dem ersten Enkel steigerte sich bis hin zur Affenliebe, als hätten sie, besonders mein Vater, etwas versäumt.

Meine Schwester hat nie gelernt, unabhängig von ihrer Mutter zu leben. Das ständige Einmischen meiner Eltern in die Erziehung der Kinder und in die Ehe meiner Schwester hat oft Streit ausgelöst und führte zur Scheidung. Sie war nicht in der Lage, die alleinige Verantwortung für sich selbst und ihre Familie zu tragen.

Mein eigenes Fehlverhalten, mir ständig einzureden, nicht gut genug zu sein und die Schuld anderer zu übernehmen hat in mir ein krankhaftes Helfersyndrom entwickelt. Ich wurde nie gefragt, ob ich helfen möchte, ich hatte den Zwang helfen zu müssen. Das war das Einzige, was mich hoffen ließ, Liebe zu erhalten. Die Folge war, dass mich keiner so beachtete, wie ich es mir wünschte. Im Gegenteil, das aufdringliche Helfen löste in vielen Menschen Unzufriedenheit aus. Das spirituelle Gesetz des Bittens beschreibt ganz konkret, dass man mur helfen sollte, wenn man darum gebeten wird (Ausnahmen sind lebensbedrohliche Notsituationen).

Warum? Helfen ist nicht gleich helfen. Es wirkt negativ, wenn man unaufgefordert Hilfe leistet und ganz besonders ist es ein Eingriff in die Persönlichkeit und Entscheidung des anderen. Genauso verhält es sich mit dem Bitten. Ich habe andere nie darum gebeten, mir zu helfen. Das machte sich in meinem Freundeskreis bemerkbar. Gute Freunde helfen gern, wenn man sie liebevoll darum bittet. Ich habe vergessen zu bitten, ich habe nur immer geholfen. Und dann machte sich starke Wut in mir breit, die sich auf eine ungerechte Behandlung konzentrierte.

Ich habe die Absicht, nur dann zu helfen, wenn ich darum gebeten werde, und werde künftig liebevoll um Hilfe bitten, wenn ich sie nötig brauche.

Das Verhältnis zu meiner Schwester hat eine tiefe Krise erfahren. Seit vielen Jahren bemerke ich, dass die Projektionen zu einer geschwisterlichen Katastrophe wurden. Auch der Missbrauch an meiner Schwester erfährt ganz tiefe Hassgefühle und traumatische Erinnerungen aus einer Zeit, die weit zurückliegt. Der Gegenpol von Hass und Angst ist Liebe. Meine Liebe kann Gleiches mit Gleichem nicht vergelten. Unser zurückliegender gemeinsamer Urlaub war geprägt von Missverständnissen, Projektionen und auch Anschuldigungen. Auf beiden Seiten gab es Verbitterung und das Gefühl von Tragödie ohne Ende. Was hatte sich ereignet?

Wer freut sich nicht auf eine Kreuzfahrt. Ja, ich freute mich darauf und war zugleich auch skeptisch. Mutter und wir beiden Schwestern gingen für acht Tage gemeinsam auf Reisen. Konnten wir die Zeit nutzen, um die Disharmonien im engsten Familienkreis etwas zu entkräften? Ich hatte bereits ein ungutes Gefühl, als meine Mutter für meine Schwester und ihren Enkelsohn noch zwei Plätze nachbuchte. Die Tage gestalteten sich so, dass ich ein Außenseiter blieb, und gestehe mir zugleich ein, einen entscheidenden Fehler gemacht zu haben. Ich konnte nicht akzeptieren, dass die Bindung zwischen meiner Mutter und meiner Schwester ein sehr enge war. Meine Traurigkeit darüber besiegte mich. So kapselte ich mich ab, versuchte meine Gefühle zu unterdrücken. „Du bist hässlich“, sagte meine Schwester zu mir. Und dann die unumgänglichen Diskussionen um meinen Bruder, Politik und irgendwelche Nebensächlichkeiten. Das fiel sogar meiner Mutter auf und bat weinend meine Schwester, endlich damit aufzuhören. Meine Schwester schien sehr frustriert zu sein.

Was im Urlaub vor sich ging, hat weniger mit meiner Mutter zu tun. Für den Frust meiner Schwester, der sich aus den Missverhältnissen zu meinem Bruder ergab, bin ich nicht verantwortlich. Ich fühle mich aber verantwortlich für meine Fehler und vergebe mir. Die Unzufriedenheit meiner Schwester und ihr ständiges Sticheln um Kleinigkeiten mir gegenüber sind ganz offensichtlich ihre Ängste und schmerzlichen Gefühle aus der Kindheit. Sie überträgt gedanklich unverarbeitete Gefühle auf mich und hat das Drama noch nicht durchschaut. Aus diesem Grund nehme ich jetzt Abstand von ihr. Ich lasse meiner Schwester Zeit, bis sie bereit ist für ein offenes Gespräch. Ich werde mich auch künftig nicht in Diskussionen verwickeln, wenn es um Probleme innerhalb der Familie geht.

Ich lasse liebevoll los von meiner Schwester und ihren unverarbeiteten Gefühlen. In Liebe werde ich ihr helfen, wenn sie mich darum bittet. Ich lasse liebevoll los von meiner Kindheit. Die Projektionen auf meine Mutter und Schwester enden und ich transformiere meine Hass- und Wutgefühle in ein liebevolles Gedenken an meine mir nahestehenden Familienangehörigen. Ich stärke damit auch meine innere Herzlichkeit. Das Familienklima wird sich sehr harmonisch entwickeln. Ich werde zu einem intakten Familienklima beitragen, es ist ein Auftrag und mein innerster Wunsch. Es ist schlimm mit ansehen zu müssen, wie sich Familienangehörige begegnen und missachten. Mir liegt sehr am Herzen, gerade hier in meiner Familie Liebe einzubringen und das Zusammengehörigkeitsgefühl zu fördern. Es gibt nur einen Weg und dieser Weg heißt Liebe. Das Wichtigste ist die Erfahrung der Nächstenliebe. Ohne Nächstenliebe ist der Glaube an die Liebe nicht möglich. Die Liebe ist das Glück des Menschen! Ohne sie ist der Mensch ein leerer Eimer ohne Inhalt und Tiefe. Es geht nicht um die Frage, was in meinem Leben gerecht oder ungerecht war. Es geht um Vergebung und Loslassen von der Vergangenheit, es geht um ein Leben im Hier und Jetzt in Liebe.

Mein Trauma ist Auslöser für viele wichtige Erkenntnisse und ganz sicher eine große Lernaufgabe in diesem Leben. Ich fühlte mich nicht mehr in meinem Opferdasein gefangen und habe die Absicht, vieles in meinem Leben besser zu gestalten. Obwohl ich viele Jahre ganz allein mit mir verbracht habe und oft lebensbedrohliche Angst und Panik hatte, gelang es mir. Das Einsamkeitsgefühl in mir gibt es nicht mehr. Die Transformation um meine Erfahrungen sind für mich die „oberen“ Kleinigkeiten im Alltag. Ich nehme mein Schicksal als große Chance wahr und niemand außer mir kann bessere Hilfe geben.

Mein Zugang zur geistigen Führung und den Engeln begleitet und unterstützt mich dabei. Dafür danke ich dem spirituellen Hergang unter göttlicher Führung.

 

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